Da mein Knöchel, den ich mir vor zwei Jahren beim Bouldern gebrochen hatte, noch immer bei härteren Lauftrainings meldet, dass er noch nicht ganz verheilt ist, habe ich vorsorglich auf eine Teilnahme am GP verzichtet. Boulder-Weltcup ist nicht ganz mein Niveau... Also blieb nach einfachem Ausschlussverfahren die Teilnahme am Swiss Cup der Paraglider.
Gesagt, getan. Gestern habe ich mich noch hurti online angemeldet und die Wegpunktdatei auf mein Vario übertragen.
Schlecht geschlafen habe ich allemal. Mein Adrenalinspiegel wollte sich nicht auf 'normal' einpendeln. Ich war richtig fies aufgeregt, ob ich denn der ganzen Sache überhaupt gewachsen sei.
Am Morgen ging dann alles ganz schnell. Wie in Trance packte ich meine sieben Sachen und marschierte mit flatterndem Herzen Richtung Grindelwald, also erst mal zum Bahnhof Bern.
Das Anmeldeprozedere verlief ganz unkompliziert. Keiner wollte mein Brevet sehen und auch sonst fragte mich niemand nach meiner Flugerfahrung. Das hätte mich nur nervöser gemacht. Schliesslich fliegt heute die Crème de la Crème der schweizer Paraglidingszene mit.
Ich, die kleine Anfängerin unter den ganz Grossen! Was für eine Vorstellung!
Beim Briefing habe ich brav meinen Stift und Schreiber gepackt und fleissig mitgeschrieben. Ob ich den Task auch im Vario anlegen kann, darüber war ich mir da noch nicht so sicher. Als Backup-Lösung habe ich die Wendepunkte auf der zur Verfügung gestellten Karte eingezeichnet.
Den Task ins Vario zu bekommen war dann zum Glück kein Hexending. Und der Start verlief auch gewohnt unauffällig.
Nun denn, da flog ich also. Zu ersten Mal in einem Wettkampf. Die Sache mit der Thermik machte mir dann allerdings einen Strich durch die Rechnung. Fast eine Stunde versuchte ich im Startschlauch unermüdlich Höhe zu gewinnen. Als ich dann endlich hoch genug war, um die erste Boje anzufliegen, begann es langsam abzuschatten.
Kurz vor dem Wendepunkt geriet ich dann hinter einer Kuppe ins Lee und damit in fieses Sinken. Ich merkte mir hinter der Kuppe die Umgebung und stellte mit Schrecken fest, dass immer mehr davon hinter der Kuppe versank.
'Das reicht nie über die Bäume' schoss es mir durch den Kopf. Ich musste schleunigst umdrehen, wenn ich heute keinen Baum umarmen wolte. Und nach Kuscheln war mir gerade gar nicht!
Lange Rede, kurzer Sinn, durch das starke Sinken, das ich kassiert hatte, war ich nun auch zu tief, um über das kleine Plateu zu fliegen, das mich von der freien Flugbahn trennte. Ich musste landen. Auf einer Schafweide. Mit Zwickzaun. Über den ich natürlich meinen Schirm hängte.
Zum Glück konnte ich aber von meinem Landeort wieder problemlos gen offiziellen Landeplatz starten.
Fünf minuten später stand ich wohlauf am Landeplatz. Ich habe heute zwar den Task nicht geschafft, dafür unglaublich viele Erfahrungen gesammelt!
Fazit: Für den persönlichen Fortschritt gilt das viel bemühte Wettkampfmotto 'besser mitten drin statt nur dabei' auf jeden Fall!
Ich komme wieder und irgend einmal packe auch ich den Task!
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