Mittwoch, 18. Juni 2014

Das Münchhausen Prinzip


Erinnert ihr euch an die Geschichten aus eurer Kindheit über den Baron von Münchhausen? Der war in seiner Fantasie geborener Tausendsassa und vermochte sich aus eigener Kraft aus jeder noch so misslichen Lage zu befreien… Unter anderem wird erzählt, dass er sich und sein Pferd mal aus einem Moor gezogen haben soll, indem er sich auf dem Pferd sitzend am Kragen packte und so herausziehen konnte.

Als ich am Pfingstsonntag meine Kreise hoch oben über den Gipfeln des Goms zog, ahnte ich noch nicht, dass ich nur wenig später damit konfrontiert sein würde, fast genau an der Stelle meinen Flug beenden zu müssen, wie letztes Mal und dass mich Münchhausen retten würde.
















Unbeschwert genoss ich den Ausblick auf die Grimselseen und den Pass. Alsbald machte ich mich auf den Weg zurück Richtung Fiesch. Schliesslich wollte ich noch nach Visp und wieder nach Fiesch an den Landeplatz zurück fliegen.

Ich war wohl etwas sehr von meinen schweifenden Gedanken abgelenkt. Denn wenig später bemerkte ich, dass unter mir schon lange keine Schneefelder mehr vorbeizogen. Stattdessen sah ich Tannenwipfel und Wiesen. Etwas verwirrt stellte ich ebenfalls fest, dass mein Vario vor den schönen 2.2 m/s ein Minuszeichen anzeigte, was mich natürlich sofort auf die Idee brachte, dass ich wieder steigende Luftmassen finden musste. Nur, wo finden? Ich sank immer weiter. Überall dort, wo ich Steigen erwartete, sank es nur noch mehr.

Ich hatte mich schon fast mit einer ungewollten Landung abgefunden, als ich am letzten Waldrand vor dem Dörfchen Reckingen-Gluringen einen kleinen Aufwind fand. Der Talwind blies stark genug gegen die Tannen, dass ich geringes Steigen herausholen konnte. Mir kam Baron Münchhausen in den Sinn. „So“, sagte ich mir, „jetzt bist du Münchhausen und ziehst dich und dein Pferdchen aus diesem Abwindmoor heraus!“

Fast eine Stunde habe ich um jeden Meter Höhengewinn gekämpft. In der Zwischenzeit beobachtete ich einige Piloten, die Münchhausen wohl nicht kannten und dort zu Boden gingen, wo ich nicht hin wollte. „Nur nicht aufgeben, da geht noch was!“

Endlich fand ich schwache Thermiken und mit Hilfe dieser gelang es mir, mich nach Bellwald zu retten. Dorthin, wo immer ein zuverlässiger Schlauch steht. Dieser katapultierte mich dann auch förmlich auf über 3700 m!















Der restliche Flug nach Visp und wieder zurück war im Gegensatz zu meinem Münchhausen-Kunststück ein Kinderspiel. Danke innerer Schweinehund, hast du heute mal die Schnauze gehalten!

Fazit: Meine Kindheit voller Fabeln und Geschichten hat mich meinem Ziel 100 km zu fliegen etwas näher gebracht. Als Dank zeigt die Wertung im xcontest ein flaches Dreieck mit etwas mehr als 78 km an!

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