Freitag, 19. September 2014

Brevetkus

Du willst es also wirklich wissen. Dein erklärtes Ziel ist, dir buchstäblich Flügel zu verleihen. Um es vorweg zu nehmen: Das wird eine spannende, anstrengende und manchmal niderschmetternde Angelegenheit. ABER. Am Ende dieser lehrreichen Zeit kannst du dich mit geschwellter Brust als brevetierte Pilotin vorstellen. Spätestens jetzt solltest du dir eine eigene Ausrüstung zulegen.

Üben, üben , üben

Diese drei Worte solltest du dir merken. Wie bei allen Dingen im Leben wirst du merken, dass dir ohne viel Praxis keine Flügel wachsen werden. Am besten warnst du schon jetzt deinen Freundeskreis, dass sie bei fliegbarem Wetter in der nächsten Zeit nicht mit dir rechnen sollten, zumindest tagsüber. Je kürzer die Abstände zwischen deinen Flugtagen sind, desto besser. Nur so können sich die Bewegungsabläufe in deinem Hirn automatisieren.
Wenn du jetzt sagst, dass das alles etwas viel auf einmal ist für dich, ist das ganz normal. Erinnerst du dich, wie das war,als du zum ersten mal hinter dem Steuer eines Autos gesessen bist und gleichzeitig Gas geben, schalten, steuern und die Strasse beaobachten solltest. Es war die Hölle, aber du hast es geschafft und heute fragst du dich, wo das Problem damals lag. Für alle Nichtautofahrerinnen unter euch, gleiches gilt fürs erste Mal Fahrradfahren, Skifahren, Snowboardfahren, usw. Der Anfang war immer hart, aber drannbleiben hat sich ausgezahlt.
Es wird Tage geben, an denen du denkst, du seist zum ersten Mal am Startplatz. Der Verdammte
Schirm will einfach keine Fahrt aufnehmen, geschwiege denn über deinen Kopf steigen. Du machst einen Startabbruch nach dem anderen. Keine Sorge: Das geht vorbei. Und noch was: Selbst brevetierte Piloten kämpfen ab und an mit ihrem Drachen...
Dasselbe gilt für die Flugfiguren, die du für die Prüfung üben musst. Und auch das Landen im Kreis hat so seine Tücken. Das Einzige, was ich dir mitgeben kann ist:
Gib. Einfach. Nicht. Auf!
Ich muss es wissen, schliesslich bin ich wegen der ollen Kreislandung vier, VIER!, Mal zur praktischen Prüfung angetreten.
Diese Dinge musst du erfüllen/bestehen, damit du dich brevetierte Gleitschirmpilotin nennen darfst:
  • Theoretische Prüfung
  • Mindestens 50 Höhenflüge absolviert und im Flugbuch eingetragen, inkl. Visum deines Fluglehrers
  • Das Ausbildungskontrollblatt ausfüllen und vom Fluglehrer unterschreiben lassen
  • Praktische Prüfung
Während deinen Höhenflügen wirst du schon sehr bald damit beginnen an den Prüfungsprogrammen zu üben, damit diese möglichst schnell sitzen und perfektioniert werden können.

Theorieprüfung

Damit du überhaupt zur praktischen Prüfung zugelassen bist, musst du nicht nur mindestens 50 Höhenflüge unter Aufsicht deines Fluglehrers machen, sondern auch die theoretische Prüfung des SHV bestehen. Am besten meldest du dich relativ kurz nach dem Grundkurs dazu an. In der Hitze des Gefechts hast du ziemlich schnell deine 50 Höhenflüge, wärst prüfungsreif, kannst dich aber nicht anmelden, weil du die Theorie noch nicht bestanden hast.

Lehrmittel
Zum Lernen der Theorie gibt es zwei wichtige Hilfsmittel. Zum einen das Buch "Gleitschirmfliegen" von Lötscher/Zeller und das online eLearning-Programm des SHV mit allen Prüfungsfragen zum Üben. Beide Lernmittel sind sehr empfehlenswert. Für das Thema Luftraum scheint es mit zusätzlich sinnvoll, wenn du dir eine eigene Segelflugkarte kaufst. Darin sind die wichtigsten Lufträume der Schweiz eingezeichnet. Die dazugehörige Erklärung kannst du dir als PDF herunterladen. Diese ist extrem hilfreich, sei es zum lernen des Luftraumteils für die Theorie- oder Praxisprüfung.

Tipp:
Vielleicht kannst du ja von jemandem ein bereits gebrauchtes Theoriebuch ausleihen. Es muss nicht zwingend das Neuste sein.

 

Praktische Prüfung

An der praktischen Prüfung musst du in zwei Flügen verschiedene Teilaufgaben erfüllen. Dazu hast du drei Versuche. Jeder Flug besteht aus folgenden Elementen:
  • Startvorbereitung/Luftraumfragen
  • Start
  • Flugauftrag: (1. Doppelkreis rechts herum in 20 Sekunden, 2. 1 Kreis links herum, einer rechts herum in 25 Sekunden)
  • Landevolte
  • Landung im 30m Kreis
Jedes Element (beim Flugauftrag zählen die unterschiedlichen Manöver als ein Element) musst du zwei Mal korrekt ausführen. Pro Flug darfst du ein Element verpatzen, wenn du mehr Fehler machst, ist der Flug ungültig. Die genauen Weisungen zur Prüfung findest du auf der Homepage des SHV.

Schwarzfliegen

Ein heikles Thema. Ich höre immer wieder von Piloten, die sogenannt schwarz fliegen. Dies bedeutet, dass sie sich ohne Fluglehrer auf eigene Faust irgendwo in die Lüfte schwingen. Für einige ist dies so etwas wie ein Kavaliersdelikt. Im Grunde sage ich immer, dass das jeder für sich entscheiden muss. Man sollte einfach bedenken, dass bei einem Unfall die Versichrungen unter Umständen Leistungen kürzen oder verweigern können.
Gegen ein bisschen Groundhandeln auf einem geeigneten Wiesenstück ist nichts einzuwenden, das sehen auch Versicherungen so, aber bitte gehe nicht vor bestandener Prüfung alleine fliegen. So viel Geduld solltest du schon aufwenden können, meistens dauert der Erwerb des Brevets ja nicht ewig.

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